Ein feuchter Keller ist kein normaler Alltagsstress - er ist ein Warnsignal. Viele Hausbesitzer denken, dass sie einfach die Wände abdichten müssen und schon ist alles gut. Doch das ist ein gefährlicher Irrtum. Kellerabdichtung und Kellersanierung sind nicht dasselbe. Die eine ist eine Vorsorgemaßnahme, die andere eine Notoperation. Wer die Unterschiede nicht kennt, riskiert nicht nur Geld, sondern auch die Substanz seines Hauses.
Was ist eigentlich Kellerabdichtung?
Kellerabdichtung ist wie ein Regenmantel für deine Wände. Sie verhindert, dass Wasser von außen eindringt - sei es durch den Boden, die Wände oder kapillare Aufstiegsfeuchtigkeit. Sie kommt zum Einsatz, wenn das Mauerwerk noch intakt ist, aber Feuchtigkeit ein Problem darstellt. Keine Risse, kein Schimmel im Putz, keine abblätternde Farbe - nur Feuchtigkeit, die sich langsam bemerkbar macht.
Dabei gibt es zwei Hauptmethoden: vertikale und horizontale Abdichtung. Die vertikale Abdichtung schützt die Außenwände gegen seitlich eindringendes Grundwasser. Hier werden Bitumenbahnen, Kunststofffolien oder flüssige Beschichtungen aufgetragen. Die horizontale Abdichtung - oft als Horizontalsperre bezeichnet - stoppt das aufsteigende Wasser aus dem Boden. Heute geschieht das meist durch Injektionsverfahren: Eine cremeförmige Masse wird in die Mauer eingebracht und verhärtet sich zu einer wasserundurchlässigen Barriere. Diese Methode ist erschütterungsfrei, sauber und braucht keine großen Baustellen.
Wichtig: Bei einer Innenabdichtung bleibt das Mauerwerk zwar feucht, aber das ist kein Problem, wenn das System richtig gewählt ist. Die Feuchtigkeit wird nicht verhindert, sondern kontrolliert abgeleitet. Einige Hausbesitzer fürchten, dass feuchte Wände schlecht sind - aber das stimmt nicht immer. Der Schlüssel ist, dass das Wasser nicht mehr in den Innenraum dringt.
Wann wird eine Kellersanierung nötig?
Kellersanierung ist etwas anderes. Sie wird erst nötig, wenn der Schaden schon da ist. Wenn die Mauerwerkssteine porös geworden sind, wenn Putz abfällt, wenn Salzausblühungen die Wände bedecken oder wenn sich Risse in den Wänden gebildet haben - dann ist es zu spät für eine einfache Abdichtung. Hier geht es nicht mehr um Schutz, sondern um Reparatur.
Bei einer Kellersanierung wird nicht nur abgedichtet - es wird repariert, ersetzt, trockengelegt und neu isoliert. Oft muss man sogar Teile der Wand entfernen und durch neue Steine ersetzen. In schweren Fällen wird das gesamte Mauerwerk abgetragen und neu aufgebaut. Das ist kein Kleinprojekt. Das ist ein Umbau.
Es gibt zwei Wege: Innensanierung und Außensanierung. Bei der Innensanierung bleibt das Haus außen unangetastet. Man entfernt den alten Putz, füllt Risse mit speziellem Mörtel, bringt eine neue Abdichtung an und dämmt danach. Bei der Außensanierung wird der Erdboden rund um den Keller ausgehoben. Dann wird die Außenwand komplett neu abgedichtet - und erst danach wird der Boden wieder zugeschüttet. Das ist aufwendiger, aber auch effektiver.
Was kostet was? Die Zahlen im Vergleich
Die Kosten sind der größte Unterschied zwischen beiden Ansätzen. Eine Kellerabdichtung von innen kostet im Durchschnitt 30 bis 80 Euro pro Quadratmeter. Das hängt vom Material und der Methode ab - Injektionsverfahren sind etwas teurer als Folienabdichtungen, aber langlebiger.
Eine Kellersanierung von innen liegt bei 80 bis 120 Euro pro Quadratmeter. Wenn man dabei auch die Dämmung und den Neuaufbau des Putzes mit einrechnet, kann der Preis schnell steigen. Eine Außensanierung ist deutlich teurer: 100 bis 150 Euro pro Quadratmeter, manchmal sogar mehr. Warum? Weil man den Erdboden ausheben muss, Leitungen umleiten muss, die Baustelle absichern muss - und das alles mit schwerem Gerät.
Ein Beispiel aus der Praxis: Ein 50 Quadratmeter großer Keller mit leichter Durchfeuchtung und keinem sichtbaren Schaden kostet mit einer Innenabdichtung etwa 3.000 bis 4.000 Euro. Der gleiche Keller mit abgeplatztem Putz, Rissen und Salzausblühungen braucht eine Innensanierung - da rechnet man mit 8.000 bis 10.000 Euro. Und wenn man die Außenwand sanieren muss, sind es leicht 15.000 Euro und mehr.
Welche Methode passt zu dir?
Die Wahl hängt nicht von deinem Budget ab - sie hängt von deinem Schadensbild. Hier sind vier klare Merkmale, die dir zeigen, was du brauchst:
- Kein sichtbarer Schaden, nur feuchte Wände? Dann reicht eine Kellerabdichtung - am besten von innen mit Injektionsverfahren.
- Putz bröckelt, Risse, Salz auf der Wand? Das ist ein Zeichen von Bauschaden. Jetzt brauchst du eine Kellersanierung.
- Freier Zugang zur Außenwand? Keine Überbauung, keine Leitungen? Dann ist die Außensanierung die beste Wahl - sie hält länger und schützt die Substanz.
- Einhaus, Doppelhaushälfte, eng bebautes Grundstück? Dann ist die Innensanierung oft die einzige machbare Lösung.
Ein weiterer Punkt: Die Nutzung. Wenn du den Keller als Wohnraum nutzen willst - als Büro, Spielzimmer oder Gästezimmer - dann ist eine Außensanierung die sauberere Lösung. Sie verhindert, dass Feuchtigkeit ins Mauerwerk eindringt, und sorgt für eine dauerhafte Trockenheit. Eine Innenabdichtung reicht, wenn du den Keller nur als Lagerraum nutzt.
Die vier Schritte einer echten Kellersanierung
Wenn du eine Kellersanierung durchführst, gibt es eine klare Reihenfolge - und die darfst du nicht durcheinanderbringen. Viele Handwerker machen den Fehler, gleich mit der Abdichtung anzufangen. Das ist falsch.
- Keller entfeuchten: Zuerst wird die Luft trocken. Mit Entfeuchtern, die über Wochen laufen. Das Mauerwerk muss erst mal seine Feuchtigkeit abgeben.
- Keller abdichten: Erst wenn das Mauerwerk trockener ist, wird abgedichtet. Mit Injektionen, Folien oder Beschichtungen - je nach Methode.
- Keller dämmen und isolieren: Jetzt kommt die Wärmedämmung. Das verhindert, dass sich später Kondenswasser bildet.
- Keller renovieren: Erst jetzt wird der neue Putz aufgetragen, die Fußböden verlegt, die Wände gestrichen.
Wenn du Schritt 1 überspringst, bleibt die Feuchtigkeit im Mauerwerk. Dann wird die Abdichtung versagen. Das ist der häufigste Fehler. Viele Hausbesitzer zahlen tausende Euro für eine Abdichtung - und drei Monate später ist der Keller wieder nass. Warum? Weil das Mauerwerk nicht trocken war, als man abgedichtet hat.
Was passiert, wenn du nichts tust?
Feuchtigkeit im Keller ist kein Problem, das von allein verschwindet. Sie wandert. Sie frisst sich durch das Mauerwerk. Sie macht Holzbalken faul. Sie lässt Putz abfallen. Sie fördert Schimmel - und Schimmel ist nicht nur unschön, sondern auch gesundheitsschädlich.
Langfristig führt unbehandelte Feuchtigkeit zu strukturellen Schäden. Die Fundamente werden angegriffen. Die Tragfähigkeit der Wände nimmt ab. Und irgendwann ist der Keller nicht mehr zu retten. Dann muss man ganze Wände abreißen - und das kostet 20.000 Euro und mehr.
Die meisten Versicherungen decken Schäden durch Feuchtigkeit nicht - es sei denn, sie sind durch einen Rohrbruch verursacht worden. Bei aufsteigender Feuchtigkeit oder Grundwasser bist du auf dich allein gestellt. Wer hier spart, zahlt später doppelt.
Was tun, wenn du unsicher bist?
Bevor du irgendetwas machst - lass dich beraten. Nicht von einem Verkäufer, der dir eine Abdichtung verkaufen will. Sondern von einem unabhängigen Bausachverständigen. Der prüft die Feuchtigkeitswerte mit einem Feuchtigkeitsmessgerät, untersucht die Mauerwerksstruktur, prüft auf Risse und Salzbeläge und sagt dir genau: Brauchst du eine Abdichtung - oder eine Sanierung?
Diese Beratung kostet zwischen 150 und 300 Euro. Aber sie spart dir Tausende. Denn eine falsche Maßnahme ist teurer als gar nichts.
Ein Tipp aus der Praxis: Frag nach dem Feuchtigkeitsprofil. Das ist eine detaillierte Aufzeichnung der Feuchtigkeitswerte über mehrere Wochen. Nur mit diesem Profil kannst du sicher sagen, ob es sich um kapillare Aufstiegsfeuchtigkeit handelt - oder um ein Leck, das aus der Erde kommt.