Grauwassernutzung im Haus: Kosten-Nutzen-Rechner für 2025

Wie viel Geld sparen Sie wirklich mit Grauwasser im Haus?

Stellen Sie sich vor, Sie spülen die Toilette nicht mit teurem Trinkwasser, sondern mit Wasser aus der Dusche. Oder bewässern Ihren Garten mit dem Abwasser aus der Waschmaschine. Klingt nach Zukunftsmusik? Ist es aber schon heute in vielen deutschen Haushalten möglich - mit einer Grauwasseranlage. Doch lohnt sich das wirklich? Oder ist das nur eine teure Spielerei für Umweltfreunde?

Die Antwort hängt nicht davon ab, ob Sie grün denken. Sondern davon, wie viel Wasser Sie verbrauchen, wo Sie wohnen und wie teuer das Wasser bei Ihnen ist. In Berlin oder München kann sich eine Grauwasseranlage in 10 Jahren amortisieren. In einer Kleinstadt mit niedrigen Wasserpreisen vielleicht nie.

Was ist Grauwasser - und was nicht?

Grauwasser ist alles, was aus Ihrer Dusche, Ihrem Waschbecken oder Ihrer Waschmaschine kommt. Also: Wasch- und Duschwasser, Spülwasser von Handwaschbecken. Alles, was nicht mit Fäkalien in Kontakt gekommen ist. Toilettenwasser? Das ist Schwarzwasser. Und das darf nicht mit Grauwasser vermischt werden. Es ist nicht nur unhygienisch - es ist auch gesetzlich verboten, es in ein Grauwassersystem zu leiten.

Warum das wichtig ist? Weil Grauwasser nicht einfach so wiederverwendet werden kann. Es muss gereinigt werden. Moderne Systeme filtern Haare, Seifenreste und Fette. Dann nutzen sie Membranen mit Poren von 0,1 bis 0,4 Mikrometern, um Bakterien und Partikel zu entfernen. Das Ergebnis? Wasser der Klasse D nach DIN 19650-1:2020. Das ist ausreichend für Toilettenspülung, Gartenbewässerung oder das Waschen der Terrasse. Nicht aber für Waschmaschinen, Spülmaschinen oder zum Trinken.

Wie viel Wasser spart eine Grauwasseranlage?

Ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt in Deutschland verbraucht rund 160 Kubikmeter Trinkwasser pro Jahr. Das ist viel. Aber nicht alles davon brauchen Sie als Trinkwasser.

Etwa 30 bis 40 Prozent des Wassers in einem Haushalt fließt in die Toilette oder den Garten. Genau das kann Grauwasser ersetzen. Eine gut dimensionierte Anlage spart daher zwischen 40 und 65 Kubikmeter Trinkwasser pro Jahr. Das ist fast ein halber Wasserspeicher in Ihrem Keller.

Und hier kommt der entscheidende Punkt: Sie sparen nicht nur Trinkwasser. Sie sparen auch Abwassergebühren. Denn jedes Liter Grauwasser, das Sie wiederverwenden, fließt nicht mehr in die Kanalisation. Und das zahlt man doppelt: einmal für das Wasser, einmal für die Entsorgung.

In München zahlen Sie 1,98 Euro für ein Kubikmeter Trinkwasser und 2,15 Euro für die Abwasserentsorgung - zusammen 4,13 Euro pro Kubikmeter. In Berlin sind es sogar 4,75 Euro. Das heißt: Wenn Sie 50 Kubikmeter pro Jahr sparen, sparen Sie im Jahr zwischen 200 und 240 Euro. Das klingt nicht nach viel? Aber das ist nur der Anfang.

Garten in Berlin, der mit Grauwasser bewässert wird, bei goldenem Abendlicht.

Was kostet eine Grauwasseranlage?

Die Anschaffung ist der große Haken. Eine komplette Anlage kostet zwischen 5.000 und 12.000 Euro. Das hängt davon ab, was Sie damit machen wollen.

  • Mini-Systeme (3.800-6.000 €): Nur für die Toilettenspülung. Ideal für kleinere Haushalte oder Nachrüstungen.
  • Mittelgroße Systeme (6.500-9.000 €): Toilettenspülung + Gartenbewässerung. Die gängigste Variante.
  • Große Systeme (9.500-12.000 €): Auch für Waschmaschine, Terrassenreinigung oder Pool-Nachfüllung. Nur sinnvoll bei großem Grundstück und hohem Verbrauch.

Einige Anbieter wie AquaCycle oder Grundfos bieten auch Smart-Systeme mit App-Steuerung an. Die kosten mehr, aber sie zeigen Ihnen in Echtzeit, wie viel Wasser Sie sparen - und wann der Filter gewechselt werden muss.

Wichtig: Die Installation dauert 3 bis 5 Tage und muss von einem Fachbetrieb durchgeführt werden. Eigenleistungen (z.B. Rohrverlegung) können die Kosten um bis zu 30 % senken. Aber nur, wenn Sie wirklich wissen, was Sie tun. Eine falsche Verrohrung kann zu Gerüchen, Verstopfungen oder sogar Schimmel führen.

Wann lohnt sich Grauwasser - und wann nicht?

Es gibt keine allgemeine Antwort. Aber es gibt klare Regeln.

Loht es sich, wenn:

  • Sie mehr als 150 Liter Wasser pro Person und Tag verbrauchen (also mehr als der Durchschnitt).
  • Sie in einer Region mit hohen Wasserpreisen wohnen - Berlin, München, Hamburg, Frankfurt.
  • Sie ein großes Grundstück haben (mindestens 300 m²), um das Wasser im Garten nutzen zu können.
  • Sie in einer trockenen Region leben (Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen). Dort ist das Wasser knapper - und die Einsparung wertvoller.

Loht es sich nicht, wenn:

  • Sie in einer Kleinstadt mit niedrigen Wasserpreisen wohnen (z.B. 2,50 Euro pro Kubikmeter Gesamt).
  • Sie nur zwei Personen im Haushalt haben.
  • Sie keinen Garten haben - oder nur eine kleine Terrasse.
  • Sie in einer regenreichen Region leben (Bayern, Schwarzwald, Eifel). Dort regnet es oft genug, um den Garten zu bewässern - ohne Grauwasser.

Ein Beispiel: Ein Zweipersonenhaushalt in Köln mit 120 Liter pro Person und Tag. Die Anlage kostet 6.000 Euro. Sie sparen 25 Kubikmeter pro Jahr. Bei 4,50 Euro pro Kubikmeter: 112,50 Euro Einsparung. Das bedeutet: 53 Jahre Amortisationszeit. Kein Wunder, dass viele Nutzer sagen: „Es hat sich nicht gelohnt.“

Im Gegensatz dazu: Ein Vier-Personen-Haushalt in Berlin mit 180 Liter pro Person und Tag. Sie sparen 65 Kubikmeter. Bei 4,75 Euro: 309 Euro pro Jahr. Bei 8.500 Euro Anschaffungskosten: Amortisation in 27 Jahren. Das ist lang. Aber: Wenn die Wasserpreise steigen - wie prognostiziert - um 3,5 % pro Jahr, dann sinkt die Amortisationszeit auf unter 15 Jahre. Und nach 20 Jahren haben Sie 4.000 Euro mehr eingespart, als Sie ausgegeben haben.

Wartung und Probleme - was Sie wirklich brauchen

Die meisten Nutzer unterschätzen die Wartung. Eine Grauwasseranlage ist kein „installieren und vergessen“-System.

  • Filterwechsel: Alle 6 Monate. Kosten: 70-100 Euro pro Wechsel.
  • Jährliche Inspektion: 150-200 Euro. Muss von einem Fachmann gemacht werden.
  • Reinigungsmittel: Nur biologisch abbaubare Produkte verwenden. Kein normales Waschmittel! Sonst stirbt die biologische Reinigung ab.
  • Geruchsprobleme: Treten auf, wenn die Anlage zu lange leer steht oder die Filter verstopft sind. Lösung: Regelmäßige Nutzung und Wartung.

Ein Nutzer auf HausGarten.net schreibt: „Nach 18 Monaten waren die Wartungskosten höher als die Einsparungen.“ Das ist kein Einzelfall. 62 % der Nutzer berichten, dass die tatsächlichen Einsparungen unter den Herstellerangaben lagen. Aber: 78 % bewerten die technische Zuverlässigkeit als „gut bis sehr gut“. Das heißt: Die Technik funktioniert. Aber die Wirtschaftlichkeit ist oft nicht so, wie versprochen.

Familie vergleicht Wasserkosten: hohe Rechnung vs. Einsparung durch Grauwassersystem.

Grauwasser vs. Regenwasser vs. Wasserspararmaturen

Was ist besser? Grauwasser, Regenwasser oder einfach neue Duschköpfe?

Regenwasseranlagen kosten 4.000-9.000 Euro. Sie sind einfacher, brauchen weniger Technik. Aber: Sie funktionieren nur, wenn es regnet. In einem trockenen Sommer können Sie kaum bewässern. Grauwasser hingegen fließt täglich - egal ob Sonne oder Regen.

Wasserspararmaturen kosten 50 Euro pro Duschkopf. Sie sparen bis zu 30 % Wasser. Und das sofort. Keine Installation. Keine Wartung. Keine Risiken. Wenn Sie nur 100 Euro investieren, sparen Sie 150 Euro pro Jahr. Das ist eine Amortisation in weniger als einem Jahr.

Die Frage ist also: Möchten Sie eine schnelle, billige Lösung? Dann kaufen Sie neue Duschköpfe. Möchten Sie eine langfristige, technische Lösung, die unabhängig vom Wetter ist? Dann ist Grauwasser das Richtige. Aber nur, wenn Sie den richtigen Haushalt haben.

Förderung und Zukunft

Die gute Nachricht: Die Bundesregierung will mehr tun. Im Koalitionsvertrag 2025-2029 steht: Ab 2026 gibt es 15 Millionen Euro pro Jahr für Förderungen von Grauwasseranlagen. Einige Städte wie Köln oder Stuttgart zahlen bereits bis zu 2.000 Euro Zuschuss. In Bayern und Baden-Württemberg gibt es sogar Förderungen für Nachrüstungen.

Und die Technik wird besser. Neue Systeme wie „AquaCycle Connect“ von Grundfos überwachen den Wasserverbrauch in Echtzeit und warnen vor Wartung. Sie senden sogar eine Nachricht, wenn der Filter gewechselt werden muss.

Prognosen sagen: Bis 2030 verdoppelt sich die Marktdurchdringung von 8 % auf 16-18 %. Warum? Weil Wasser knapper wird. Weil die Preise steigen. Und weil Klimawandel und Trockenheit immer mehr Menschen dazu bringen, nach Alternativen zu suchen.

Was tun, wenn Sie es jetzt wollen?

Wenn Sie überlegen, eine Anlage zu installieren, dann machen Sie das:

  1. Berechnen Sie Ihren aktuellen Wasserverbrauch. Schauen Sie auf Ihre letzten drei Wasserrechnungen. Teilen Sie die Kubikmeter durch 365 und durch die Anzahl der Personen. Ist der Wert über 150 Liter pro Person? Dann lohnt es sich.
  2. Prüfen Sie Ihre Wasser- und Abwassergebühren. Addieren Sie beide. Ist das Ergebnis über 4,00 Euro pro Kubikmeter? Dann ist die Einsparung lukrativ.
  3. Prüfen Sie Ihr Grundstück. Haben Sie mindestens 300 m² Garten? Dann können Sie auch bewässern - und sparen doppelt.
  4. Recherchieren Sie Fördermöglichkeiten in Ihrer Stadt. Fragen Sie bei den Stadtwerken nach. Manchmal gibt es Zuschüsse, die Sie nicht kennen.
  5. Holen Sie sich mindestens drei Angebote von Fachbetrieben. Vergleichen Sie nicht nur den Preis - sondern auch die Wartungskosten und die Garantie.

Und vergessen Sie nicht: Es geht nicht nur um Geld. Es geht um Unabhängigkeit. Wenn es in der Zukunft keine ausreichende Wasserversorgung mehr gibt, dann haben Sie eine eigene Quelle. Und das ist unbezahlbar.

Lohnt sich eine Grauwasseranlage für einen Zweipersonenhaushalt?

In den meisten Fällen nein. Ein Zweipersonenhaushalt verbraucht durchschnittlich 80-100 Kubikmeter Wasser pro Jahr. Davon können nur 20-30 Kubikmeter durch Grauwasser ersetzt werden. Bei durchschnittlichen Wasserpreisen von 4,00 Euro pro Kubikmeter sparen Sie etwa 80-120 Euro pro Jahr. Die Anschaffungskosten beginnen bei 5.000 Euro. Die Amortisationszeit liegt bei 40-60 Jahren - länger als die Lebensdauer der Anlage. Ausnahmen: Wenn Sie in einer Region mit extrem hohen Wasserpreisen (über 5,50 Euro pro Kubikmeter) leben und ein großes Grundstück haben, kann es sich lohnen - aber nur mit Förderung.

Kann ich eine Grauwasseranlage nachrüsten?

Ja, das ist möglich - aber kompliziert. Die Anlage muss an die bestehenden Abwasserleitungen angeschlossen werden. Dafür müssen Sie oft Wände öffnen, Rohre verlegen und eine separate Leitung zur Toilette oder zum Garten installieren. Die Kosten für eine Nachrüstung liegen oft höher als bei Neubauten, weil die Installation aufwendiger ist. In Altbauten ist es oft günstiger, eine Regenwasseranlage zu installieren - wenn Sie einen Garten haben. Für die Toilettenspülung gibt es auch kleine, kompakte Systeme, die nur 3.800 Euro kosten und einfacher nachzurüsten sind.

Was passiert, wenn die Anlage ausfällt?

Moderne Systeme haben eine automatische Umschaltung auf Trinkwasser. Wenn der Speicher leer ist oder die Anlage gewartet werden muss, fließt automatisch Trinkwasser in die Toilette oder zum Garten. Sie merken es kaum - außer, dass Ihre Wasserrechnung wieder höher wird. Es ist also kein Risiko, wenn die Anlage mal nicht funktioniert. Aber: Wenn Sie die Wartung ignorieren, kann es zu Gerüchen, Verstopfungen oder sogar Schäden an den Rohren kommen. Das ist teurer als die Wartung.

Kann ich Grauwasser für die Waschmaschine nutzen?

Nein, das ist nicht empfohlen und oft verboten. Selbst wenn die Anlage die Wasserqualität der Klasse D erreicht, ist das Wasser nicht für die direkte Kontaktreinigung von Kleidung geeignet. Es könnte Rückstände von Waschmitteln oder Schmutz enthalten, die die Wäsche beschädigen oder Hautreizungen verursachen. Die meisten Hersteller verbieten die Nutzung für Waschmaschinen explizit. Nutzen Sie Grauwasser nur für Toilettenspülung, Garten und Außenflächen.

Wie lange hält eine Grauwasseranlage?

Eine gut gewartete Anlage hält 15 bis 20 Jahre. Die Speichertanks aus Polyethylen oder Edelstahl sind extrem langlebig. Die Pumpen und Filter müssen aber alle 5-7 Jahre ausgetauscht werden. Die Lebensdauer hängt also stark von der Wartung ab. Wer alle 6 Monate die Filter wechselt und jährlich die Inspektion macht, bekommt 20 Jahre Nutzen. Wer das vernachlässigt, hat nach 8 Jahren einen defekten Tank und muss neu kaufen.

Wenn Sie sich für eine Grauwasseranlage entscheiden, tun Sie es nicht, weil es „grün“ ist. Tun Sie es, weil es für Ihren Haushalt wirtschaftlich und praktisch sinnvoll ist. Und wenn es nicht passt - dann investieren Sie in eine gute Dusche. Die spart auch Wasser. Und kostet 50 Euro.

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Felicitas Call

Felicitas Call

Ich bin Tischlerin in Graz und spezialisiere mich auf maßgefertigte Innenausbauten. Ich plane und fertige Möbel sowie Einbauten für Altbau- und Neubauprojekte. In meiner Freizeit schreibe ich Fachbeiträge zu Immobilientrends, Sanierung und nachhaltigen Materialien. Ich verbinde Handwerk, Design und Praxiswissen für Wohn- und Gewerbeobjekte.