Im Alter bleibt das Zuhause der wichtigste Ort - nicht nur für Ruhe, sondern für Selbstbestimmung. Doch viele Wohnungen sind nicht darauf ausgelegt, dass man mit 70, 80 oder 85 Jahren noch selbstständig durch die Räume kommt. Türen zu schmal, Böden zu glatt, Duschen mit hohen Schwellen: Kleinigkeiten, die früher kaum auffielen, werden im Alter zu Hindernissen. Eine Checkliste für barrierefreies Wohnen im Alter hilft, diese Probleme systematisch zu erkennen - und Lösungen zu finden, die wirklich funktionieren.
Warum eine Checkliste? Weil Zufall keine Sicherheit bringt
Viele Menschen denken: „Ich bin doch noch fit, das wird schon.“ Aber Stürze im Bad oder das Unvermögen, einen Lichtschalter zu erreichen, passieren oft plötzlich - und mit schwerwiegenden Folgen. Laut Statistischem Bundesamt leben in Deutschland über 21,5 Millionen Menschen über 65. Bis 2040 werden es 30 Millionen sein. Die meisten wollen zu Hause alt werden. Doch nur wenige Wohnungen sind dafür vorbereitet. Eine Checkliste verhindert, dass Sie nur das ändern, was auffällt. Sie zwingt Sie, jeden Raum zu prüfen - vom Hauseingang bis zur Küche. Die besten Checklisten basieren auf DIN-Normen, wie der DIN 18040, und wurden von Experten der Verbraucherzentrale, der AOK und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend entwickelt. Sie sind keine Theorie. Sie sind praktisch. Und sie sind kostenlos.Die fünf wichtigsten Bereiche - und was wirklich zählt
Nicht jeder Raum braucht eine Komplettrenovierung. Aber einige Punkte sind entscheidend. Hier die Kernbereiche, die jede Checkliste abdecken sollte - mit klaren Zahlen, die Sie direkt überprüfen können.1. Türen und Flure: Platz ist Macht
Eine Tür, die nur 70 cm breit ist, ist für einen Rollstuhl oder einen Gehwagen eine Wand. Die Mindestbreite: 90 cm. Das gilt für alle Türen im Wohnbereich - auch die zur Toilette oder zum Bad. Wenn Sie eine Tür nicht austauschen können: Entfernen Sie die Türblätter einfach. Das kostet 15 Minuten und 0 Euro. Viele ältere Wohnungen haben Türen mit Scharnieren, die man abmontieren kann. So wird der Durchgang breiter - ohne Baugenehmigung. Flure müssen mindestens 120 cm breit sein. In engen Gängen brauchen Sie Platz, um sich zu drehen. Wenn das nicht geht, ist eine Bewegungsfläche von 150 x 150 cm in der Nähe von Schlaf- und Badzimmern wichtiger. Stellen Sie sich vor: Sie stehen mit einem Gehwagen in der Mitte des Flurs. Können Sie sich wenden? Wenn nein: Dann ist es zu eng.2. Badezimmer: Der gefährlichste Raum
Fast 70 % aller Stürze im Alter passieren im Bad. Die Hauptgründe: hohe Schwellen, glatte Fliesen, kein Haltegriff. Eine bodengleiche Dusche ist das Ziel - aber keine Panik. Wenn eine komplette Sanierung zu teuer ist: Eine Duschwanne mit einer Schwelle von maximal 2 cm ist akzeptabel. Das ist so hoch wie ein kleiner Ziegelstein. Die Toilette sollte 46 bis 48 cm hoch sein. Zu niedrig? Dann montieren Sie einen Toilettenaufsatz. Zu hoch? Dann senken Sie den Boden etwas oder nutzen Sie eine höhere Toilette. Seitlich brauchen Sie mindestens 90 cm Platz, um sich vom Rollstuhl auf die Toilette zu setzen. Haltegriffe an der Wand sind Pflicht - aber nicht irgendwelche. Sie müssen stabil sein, mindestens 250 kg tragen und senkrecht oder leicht schräg montiert sein. Ein Handtuchhalter reicht nicht. Lichtschalter und Steckdosen gehören auf 85 bis 105 cm Höhe. Nicht höher. Nicht tiefer. So erreichen Sie sie auch, wenn Sie im Rollstuhl sitzen oder mit einem Gehstock stehen. Und: Verwenden Sie keine Schalter mit kleinen Knöpfen. Grosse, haptische Taster sind besser. Manche Modelle leuchten im Dunkeln - praktisch für Nachts.3. Küche: Funktion vor Form
Ein Küchentisch, der zu hoch ist, zwingt Sie zum Aufstehen, um zu kochen. Ein Herd mit Frontbedienung ist sicherer als einer mit Knöpfen auf der Rückseite. Armaturen sollten mit einer Hand bedienbar sein - kein Drehknopf, der mit beiden Händen festgehalten werden muss. Ein Auszieh- oder Schwenkarm ist ideal. Die Arbeitsfläche sollte zwischen 85 und 90 cm hoch sein. Wenn Sie im Rollstuhl sitzen, brauchen Sie darunter mindestens 70 cm freien Platz - damit Ihre Knie unter den Tisch passen. Unterschätzen Sie nicht die Bedeutung von Beleuchtung. Über dem Kochfeld und dem Spülbecken brauchen Sie helle, blendfreie LED-Lampen. Keine Deckenleuchten, die nur den Raum ausleuchten. Licht muss genau da sein, wo Sie arbeiten.4. Hauseingang und Treppen: Der erste und letzte Schritt
Ein schmaler Eingang, eine hohe Schwelle, eine steile Treppe - das ist der erste Halt im Alltag. Rampen dürfen eine Steigung von maximal 6 % haben. Das heißt: Bei 10 cm Höhenunterschied brauchen Sie eine Rampe von mindestens 1,67 Metern Länge. Das klingt viel, aber es ist sicher. Eine Rampe mit Geländern auf beiden Seiten ist Pflicht. Und: Sie muss rutschfest sein. Keine glatten Betonplatten. Holz mit Rillen oder spezielle Gummimatten sind besser. Wenn Treppen unvermeidbar sind: Installieren Sie Haltegriffe auf beiden Seiten. Und denken Sie an die Stufen. Sie müssen gleich hoch sein - keine abwechselnden Höhen. Die Stufenkante sollte kontrastreich abgesetzt sein - etwa mit einem farbigen Klebestreifen. So sehen Sie sie auch bei schlechtem Licht.5. Schlafzimmer und Wohnbereich: Komfort und Sicherheit
Das Schlafzimmer ist kein Lagerraum. Es muss Platz für einen Pfleger oder einen Angehörigen bieten, der Ihnen hilft. Eine Bewegungsfläche von 150 x 150 cm neben dem Bett ist nötig, damit jemand den Rollstuhl neben das Bett schieben kann. Der Bettzugang sollte von beiden Seiten möglich sein. Ein Bett mit einer Höhe von 45 bis 50 cm ist ideal - nicht zu hoch, nicht zu tief. Fensterbrüstungen sollten in mindestens einem Raum nicht höher als 60 cm sein. Warum? Damit Sie auch im Sitzen nach draußen schauen können. Das ist kein Luxus. Das ist psychologische Versorgung. Menschen, die nicht mehr rauskommen, werden einsam. Tageslicht, der Blick auf den Garten, die Straße - das hält den Geist wach.Was viele vergessen: Die kleinen Dinge, die große Wirkung haben
Es geht nicht nur um Bauten. Die größten Gefahren liegen im Detail. - Teppiche und Fußmatten: Sie müssen fest verklebt sein. Keine losen Ränder. Ein Stolpern auf einer Matte ist oft der Anfang eines Sturzes. - Kabel: Verlegen Sie sie an den Wänden, nutzen Sie Kabelkanäle. Keine Kabel über den Boden. - Beleuchtung: Bewegungsmelder im Flur, im Bad, am Bett - das spart nicht nur Strom, sondern verhindert, dass Sie im Dunkeln nach dem Licht tasten. - Knöpfe und Griffe: Verwenden Sie keine kleinen Knöpfe. Nutzen Sie Hebelgriffe an Türen. Sie lassen sich mit der Handfläche öffnen - auch wenn Sie eine Tasse in der anderen Hand halten. - Farben: Kontraste helfen. Ein dunkler Boden mit hellen Türrahmen. Ein heller Boden mit dunklen Stufen. Das hilft dem Auge, Unterschiede zu erkennen - besonders bei Sehproblemen. 
Was tun, wenn’s teuer wird?
Viele denken: „Das kann ich mir nicht leisten.“ Aber die Kosten sind oft niedriger, als man glaubt. Die Deutsche Rentenversicherung fördert jetzt bis zu 6.000 Euro pro Maßnahme - nicht mehr nur 4.000. Das gilt für Duschen, Treppenlifte, Türverbreiterungen, Haltegriffe - alles, was die Sicherheit erhöht. Die Förderung ist unabhängig vom Einkommen. Sie brauchen nur einen Antrag, einen Kostenvoranschlag und einen Nachweis, dass es um barrierefreies Wohnen geht. Auch die AOK und andere Krankenkassen zahlen oft einen Zuschuss. Fragt einfach. Und: Nutzen Sie die Beratung. Das Serviceportal-Zuhause-im-Alter.de verlinkt regionale Beratungsstellen - oft kostenlos. Ein Ergotherapeut oder ein Architekt kann Ihnen zeigen, wo Sie sparen können. Ein Teppich entfernen? Kostenlos. Eine Tür abhängen? Auch kostenlos. Ein Haltegriff einbauen? Ca. 80 Euro. Das ist kein Luxus. Das ist Notwendigkeit.Was Experten sagen - und was Sie nicht hören wollen
Ein Ergotherapeut sagt: „Die ersten 10 Minuten Ihrer Sanierung sollten Sie damit verbringen, alle Teppiche und Kabel vom Boden zu nehmen.“ Das ist der billigste und effektivste Schritt. Und er verhindert mehr Stürze als jede Dusche. Eine Architektin warnt: „Wer nur das Bad barrierefrei macht, macht einen Fehler. Es muss durchgängig sein. Wenn Sie vom Bad ins Wohnzimmer kommen und plötzlich wieder eine hohe Schwelle haben - dann ist die ganze Arbeit sinnlos.“ Ein Pflegeberater sagt: „Die meisten Checklisten vergessen, dass Senioren nicht allein leben. Sie leben mit ihren Kindern, ihren Enkeln, ihren Pflegern. Der Platzbedarf ist größer, als man denkt.“ Und eine Studie aus Dortmund zeigt: In 40 % der alten Wohnungen ist eine 120 cm breite Flurbreite nicht umsetzbar. Dann ist das Aushängen von Türen die beste Lösung. Nicht die teure Wandöffnung. Die einfache Lösung. 
Was kommt als Nächstes? Digitalisierung und Zukunft
Die Checklisten werden smarter. Seit Juni 2023 bietet das Serviceportal-Zuhause-im-Alter.de eine interaktive Online-Version an. Sie fragt Sie: „Wie hoch ist Ihre Tür?“ - und sagt: „Das ist zu schmal. Hier ist ein Handwerker in Ihrer Nähe.“ Ab 2025 müssen alle neu geförderten Wohnungen eine Mindestbarrierefreiheit haben. Und bis 2030 wird Smart-Home-Technik Standard sein: Licht, das automatisch angeht, wenn Sie sich bewegen; Türen, die sich per Sprachbefehl öffnen; Notrufsysteme, die automatisch alarmieren, wenn Sie längere Zeit nicht aus dem Bett aufstehen. Aber das Wichtigste bleibt: Die Checkliste. Sie ist Ihr Werkzeug. Sie ist Ihr Plan. Sie ist Ihr Recht - auf ein Zuhause, das Ihnen gehört - und das Ihnen bleibt.Was Sie jetzt tun können
1. Holen Sie sich die Checkliste der Verbraucherzentrale NRW oder des Serviceportal-Zuhause-im-Alter.de - kostenlos online. 2. Gehen Sie durch Ihr Zuhause - mit einem Zollstock in der Hand. 3. Markieren Sie: Türbreite? Flur? Dusche? Lichtschalter? 4. Notieren Sie: Was kostet das? Was kann ich selbst machen? 5. Rufen Sie die AOK oder Ihre Krankenkasse an - fragen Sie nach Förderung. 6. Machen Sie einen Schritt. Jeden Tag einen. Barrierefreies Wohnen ist kein Projekt für morgen. Es ist eine Frage des Überlebens heute.Was ist die minimale Türbreite für barrierefreies Wohnen?
Die minimale Türbreite für barrierefreies Wohnen beträgt 90 cm. Das ist nötig, damit ein Rollstuhl oder ein Gehwagen problemlos durchkommt. Viele alte Türen sind nur 70 bis 80 cm breit - das ist zu eng. Wenn eine neue Tür nicht möglich ist, können Sie das Türblatt einfach abhängen. Das kostet nichts und ist oft die einfachste Lösung.
Kann ich die Kosten für eine barrierefreie Sanierung erstatten lassen?
Ja. Die Deutsche Rentenversicherung fördert bis zu 6.000 Euro pro Maßnahme - zum Beispiel für eine bodengleiche Dusche, einen Treppenlift oder einen Haltegriff. Auch Krankenkassen wie die AOK zahlen oft Zuschüsse. Sie brauchen einen Kostenvoranschlag und einen Antrag. Die Förderung ist unabhängig vom Einkommen. Fragt einfach - viele wissen nicht, dass es das gibt.
Welche Farben sind bei barrierefreiem Wohnen empfehlenswert?
Kontraste sind entscheidend. Dunkle Böden mit hellen Türrahmen, helle Wände mit dunklen Stufen - das hilft dem Auge, Unterschiede zu erkennen. Besonders wichtig bei Sehproblemen oder Demenz. Vermeiden Sie einfarbige, monochrome Räume. Ein farbiger Klebestreifen an der Treppe oder eine kontrastreiche Duschwanne können Stürze verhindern.
Sind Bewegungsmelder in barrierefreien Wohnungen nötig?
Sie sind nicht verpflichtend, aber hoch empfehlenswert. Viele Menschen stürzen, weil sie nachts im Dunkeln nach dem Licht tasten. Bewegungsmelder im Flur, Bad oder Schlafzimmer schalten das Licht automatisch ein - und sparen Strom. Sie sind preiswert, einfach zu installieren und erhöhen die Sicherheit erheblich.
Wie kann ich einen Handwerker finden, der sich mit barrierefreiem Bauen auskennt?
Nur 28 % der Handwerksbetriebe in Deutschland haben spezielle Schulungen für barrierefreies Bauen. Nutzen Sie die Beratungsstellen, die das Serviceportal-Zuhause-im-Alter.de verlinkt. Die Verbraucherzentrale oder die lokale Handwerkskammer können Ihnen verlässliche Betriebe nennen. Fragen Sie nach Zertifikaten oder Referenzen. Und lassen Sie sich nicht von zu niedrigen Angeboten locken - Barrierefreiheit ist kein Billigprodukt.
Warum ist eine 120 cm breite Flurbreite so wichtig?
Eine 120 cm breite Flurbreite ermöglicht es, sich mit einem Rollstuhl oder Gehwagen sicher zu bewegen und zu wenden. In engen Fluren kann man sich nicht drehen - das ist gefährlich. In vielen alten Wohnungen ist das nicht möglich. Dann ist die Lösung: Türen entfernen und eine Bewegungsfläche von 150 x 150 cm in den Räumen schaffen. Das ist oft realistischer als eine komplette Renovierung.
 
                                         
                             
                                                 
                                                 
                                                 
                                                