Backsteinwand sanieren - Schritt‑für‑Schritt zur Fugensanierung

Bei der Fugensanierung handelt es sich um ein gezieltes Verfahren, das beschädigte oder poröse Fugen in Ziegelmauern ersetzt, um Wasser abzuhalten und die Statik zu sichern. Die Backsteinwand ist dabei nicht nur ein bauliches Element, sondern häufig ein historisches Erbe, das besonderen Pflegeschutz verlangt.

Warum Fugensanierung?

Die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerksbau (DGfM) nennt die Fugensanierung als kosteneffizienteste Maßnahme, weil sie die originale Substanz erhält und dennoch die Lebensdauer des Mauerwerks um 30‑50 Jahre verlängert. Laut einer Studie der TU München liegt die Sanierungsquote nach 15 Jahren bei 92,7 % - deutlich besser als bei Vollabdichtung (78,3 %). Neben der langen Haltbarkeit spart die Methode bis zu 70 % der Gesamtkosten im Vergleich zu einer kompletten Fassadensanierung.

Materialwahl: Kalk‑ vs. Zementmörtel

Für Bauten vor 1918 - wie viele historische Backsteinfassaden - ist ein kalkgebundener Mörtel vorgeschrieben. Dieser hat eine geringere Druckfestigkeit (FM II/III) und bindet Feuchtigkeit besser, was das Risiko von Rissen reduziert. Nach 1945 kann ein zementhaltiger Fugmörtel (z. B. M10) verwendet werden, weil er höhere Druckfestigkeit bietet.

Wichtige Parameter laut BAM (2022): Rohdichte ≥ 1,6 g/cm³, jedoch nicht mehr als 20 % über der Dichte des bestehenden Mauerwerks. Die Druckfestigkeit sollte mindestens 20 % niedriger sein als die des umgebenden Steins - ein Hinweis von Dipl.-Ing. Thomas Schreiber (DGfD).

Schritt‑für‑Schritt Anleitung

  1. Bestandsaufnahme: Messen Sie die Fugenbreite (typisch 10 mm) und Tiefe (2,5‑3 cm). Notieren Sie Besonderheiten wie lose Ziegel oder vorhandene Schadstellen.
  2. Fugen entfernen: Mit einer Einsteck‑Klingen‑Handsäge oder einem Fugfräser die alte Mörtelmasse vorsichtig ausschneiden. Vermeiden Sie Hammer & Meißel, die die Ziegelkanten beschädigen.
  3. Reinigung: Entfernen Sie Staub und Reste mittels Druckluft (idealerweise 0,4 bar) und einer weichen Bürste. Bei stark verklebten Resten ein geringer Wasserstrahl mit Fräsaufsatz, aber nicht zu stark, sonst besteht Gefahr von Steinabbröckeln.
  4. Feuchteausgleich: Die frischen Fugen mindestens 10 Minuten vordampfen lassen, damit der Untergrund nicht zu trocken ist - ein häufiger Fehler, der zu Rissbildung führt.
  5. Mörtel anrühren: Nur die Menge anrühren, die Sie innerhalb einer Stunde verarbeiten können. Verwenden Sie eine Bohrmaschine mit Rührquirl, bis der Mörtel „erdfeucht und formbar“ ist.
  6. Einbringen: Mit einem kurzen Fugeisen (vertikale Stoßfugen) bzw. einem langen Fugeisen plus Fugblech (horizontale Lagerfugen) den Mörtel dicht in die Fuge drücken. Beschlagern Sie die Oberfläche leicht, um Lufteinschlüsse zu vermeiden.
  7. Nachbehandlung: Die fertige Fuge mit einem feuchten Schwamm glätten und vor zu schnellem Austrocknen schützen - z. B. durch Abdecken mit Kunststofffolie für 24 Stunden.
Handwerker mit Schutzbrille nutzt Einsteck‑Klingen‑Handsäge, um alte Mörtelfugen zu entfernen.

Werkzeugliste und Profi‑Tipps

  • Einsteck‑Klingen‑Handsäge oder Fugfräser - präziser als Hammer/Meißel.
  • Kompressor mit Druckluft‑Düse für die Reinigung.
  • Rührquirl + Bohrmaschine, um den Mörtel gleichmäßig anzurühren.
  • Kurzes und langes Fugeisen, Fugblech, Fugkelle.
  • Schutzbrille, Handschuhe und ggf. Atemschutz bei staubigen Arbeiten.

Ein häufiger Stolperstein ist das Vor‑nässen der Fugen. Ohne ausreichende Feuchtigkeit zieht der frische Mörtel zu schnell Wasser aus, wodurch er rissig trocknet - ein Hinweis von Thomas Schmidt (BauNetz, 2024).

Kosten‑ und Zeitaufwand im Überblick

Kosten‑ und Zeitvergleich: Fugensanierung vs. Komplettsanierung
Maßnahme Durchschnittliche Kosten (€ / m²) Arbeitszeit (Tage/20 m²) Typische Einsatzbereiche
Fugensanierung 35‑55 2,5 historische Fassaden, denkmalgeschützte Gebäude
Vollabdichtung 90‑130 4,0 neue Fachwerkbauten mit hohem Feuchtigkeitsrisiko
Komplettsanierung (Putz + Mauerwerk) 120‑180 6‑8 stark beschädigte Fassade, energetische Modernisierung
Erneuerte Backsteinfassade mit gleichmäßigem Kalkmörtelfugen, sonnenbeschienen.

Entscheidungshilfe: Wann ist Fugensanierung die richtige Wahl?

Die Fugensanierung ist ideal, wenn:

  • die Fugen rissig, porös oder abgeblättert sind, das Mauerwerk jedoch strukturell intakt bleibt;
  • der Originalmörtel kalkgebunden war und ein historischer Charakter erhalten werden soll;
  • die Kostenrahmen von 35‑55 € / m² eingehalten werden müssen.

Wenn das Mauerwerk bereits erhebliche Risse, Ausbrüche oder Tragfähigkeitsverlust zeigt, ist eine umfassende Sanierung oder gar ein Neubau sinnvoller.

Den richtigen Fachbetrieb wählen

Ein qualifizierter Betrieb sollte folgende Merkmale besitzen:

  • Nachweisliche Erfahrung mit denkmalgeschützten Ziegelfassaden (Referenzprojekte).
  • Kenntnis der DGfM‑Richtlinien und des BAM‑Prüfstandards M 05‑2024 für biobasierte Mörtel.
  • Ausgerüstet mit modernen Werkzeugen wie Einsteck‑Klingen‑Handsäge und Druckluft‑Reinigung.
  • Transparente Kostenaufstellung und ein schriftliches Sanierungskonzept.

Ein Blick in die Handwerkskammer‑Datenbank liefert geprüfte Betriebe in Ihrer Nähe.

FAQ - Häufige Fragen zur Fugensanierung

Wie tief muss die alte Fuge ausgebrochen werden?

Die Ausbautiefe beträgt in der Regel 2,5 bis 3 cm, also etwa das Doppelte der ursprünglichen Fugenbreite von 10 mm. Damit wird sichergestellt, dass neuer Mörtel vollständig haftet.

Welcher Mörtel ist für ein Gebäude aus den 1920er‑Jahren geeignet?

Hier empfiehlt die DGfM einen kalkgebundenen Fugmörtel mit FM II‑Festigkeit. Er hat etwa 20 % geringere Druckfestigkeit als das umgebende Mauerwerk und bindet Feuchtigkeit besser.

Kann ich die Fugensanierung selbst durchführen?

Für kleinere, gut zugängliche Flächen ist ein DIY‑Ansatz möglich, wenn Sie über die genannten Werkzeuge, das richtige Mörtelrezept und ausreichend Erfahrung im Umgang mit Ziegeln verfügen. Bei denkmalgeschützten Objekten ist jedoch fast immer ein Fachbetrieb Pflicht.

Wie lange muss die neue Fuge aushärten?

Die minimale Erhärtungszeit beträgt 24 Stunden, wobei bei kühlem Wetter bis zu 48 Stunden empfohlen werden, bevor Belastungen wie Regen oder Bauarbeiten erfolgen.

Welchen Einfluss hat die Fugensanierung auf die Energieeffizienz?

Durch das Schließen von porösen Fugen wird Wärmeverlust reduziert - typischerweise um 5‑10 % bei gut gedämmten Gebäuden. Kombiniert man die Maßnahme mit einer Außendämmung, lässt sich der Energiebedarf noch weiter senken.

Mit der richtigen Planung, passendem Material und fachkundiger Ausführung lässt sich jede Backsteinfassade wieder in neuem Glanz erstrahlen - und das zu einem Bruchteil der Kosten einer Komplettsanierung.

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Sybille König

Sybille König

Ich bin Tischlerin mit einer Leidenschaft für maßgefertigte Innentüren. In meinem Blog teile ich gerne Tipps und Tricks zur Einrichtung und zum Design von Innentüren. Mein Ziel ist es, meinen Lesern zu helfen, ihre Wohnträume zu verwirklichen.

Kommentare (1)

wave
  • Jill Kummerer

    Jill Kummerer

    Okt 24, 2025 AT 14:40

    Fugensanierung ist nichts für Sparfüchse

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wave