Wenn das Wasser aus dem Hahn rötlich oder trüb ist, wenn der Druck plötzlich nachlässt oder wenn du in der Küche plötzlich einen feuchten Fleck am Boden entdeckst - dann ist es nicht nur ein Ärgernis. Das könnte dein Haus warnen: Wasserleitungen erneuern ist nicht nur eine Investition, sondern ein Gesundheitsschutz. Viele Hausbesitzer warten zu lange, bis es zu spät ist. Und dann wird es teuer, stressig und gefährlich.
Wann genau ist eine Erneuerung wirklich nötig?
Es gibt keine pauschale Antwort wie „nach 40 Jahren muss man es machen“. Aber es gibt klare Signale, die du nicht ignorieren solltest. Die wichtigsten: Bleirohre, Rost, vermindertes Wasserdruck und verfärbtes Wasser.Bis 1973 wurden in Deutschland noch Bleirohre verbaut. Blei ist giftig. Selbst kleine Mengen im Trinkwasser schaden der Gesundheit, besonders Kindern und Schwangeren. Die Trinkwasserverordnung erlaubt maximal 10 Mikrogramm Blei pro Liter. In Häusern mit alten Bleileitungen werden oft Werte von 20 bis 50 µg/l gemessen - mehr als doppelt so viel. Wenn dein Haus aus den 1950er- oder 1960er-Jahren stammt, ist das ein rotes Licht. Blei löst sich nicht nur bei hohem Säuregehalt, sondern auch durch langsame Wasserströmung. Selbst wenn du das Wasser nur selten nutzt, kann es in den Leitungen stagnieren und sich mit Blei anreichern.
Kupfer- oder verzinkte Stahlrohre sind nicht besser. Sie halten zwar länger, aber nach 30 Jahren beginnen sie zu korrodieren. Rost bildet sich innen, Ablagerungen verengen das Rohr. Das führt zu niedrigem Wasserdruck - besonders beim gleichzeitigen Öffnen mehrerer Armaturen. Du stellst die Dusche an, und die Spülmaschine füllt sich nur langsam? Das ist kein Problem der Pumpe. Das ist ein Zeichen, dass das Rohr innen verstopft ist.
Und dann gibt es die unsichtbaren Gefahren: Biofilme. Das sind Schleim-Schichten aus Bakterien, die sich an den Rohrwänden festsetzen. Sie verursachen unangenehme Gerüche, trübes Wasser und können Krankheitserreger beherbergen. Ein Handwerker kann sie nicht einfach abwischen - sie wachsen wieder nach, wenn das Rohrmaterial rau und korrodiert ist. Dann hilft nur noch ein Neubau.
Was sagt die Wasseranalyse?
Bevor du eine Wand aufbrichst, mach eine Wasserprobe. Das kostet zwischen 80 und 150 Euro, aber es ist die klügste Investition, die du machen kannst. Ein einfacher Test vom Baumarkt reicht nicht. Du brauchst einen Laboranalyse, die Blei, Kupfer, Eisen und Bakterien misst. Die Grenzwerte sind klar: Blei max. 10 µg/l, Kupfer max. 2 mg/l. Wenn dein Wasser über diesen Werten liegt, ist die Erneuerung kein Luxus - sie ist notwendig.Ein Beispiel aus Bremen: Ein Haus aus 1962 hatte ein Kupferrohrsystem. Die Bewohner dachten, alles sei in Ordnung. Die Wasseranalyse zeigte aber 25 µg/l Blei - und das, obwohl die Rohre aus Kupfer waren. Warum? Weil die Verbindungen zu den alten Bleileitungen im Hausinneren noch aus Blei waren. Die Rohre selbst waren okay, aber die Übergänge nicht. Nur eine detaillierte Inspektion mit einer Kamera hat das ergeben. Ohne Analyse wäre das nie aufgefallen.
Die Sanierungswege: Volltausch oder Innensanierung?
Es gibt zwei Hauptwege: Den klassischen Austausch und die moderne Innensanierung.Beim Volltausch werden alte Rohre komplett rausgerissen und durch neue ersetzt. Das ist invasiv. Du musst Wände aufstemmen, Fußböden heben, Möbel verschieben. Die Kosten liegen zwischen 80 und 150 Euro pro laufendem Meter. Für ein Einfamilienhaus mit 100 Metern Leitung sind das 8.000 bis 15.000 Euro. Die Dauer: 3 bis 7 Tage. Es ist teuer, aber dauerhaft. Und es ist die einzige Lösung, wenn die Rohre schon undicht sind, gebrochen oder stark verformt.
Die Innensanierung ist die sanftere Alternative. Dabei wird ein flexibler Kunststoffschlauch in das alte Rohr gezogen und mit Harz ausgefüllt. Der neue Innenliner verhindert Korrosion und verengt das Rohr nur minimal. Die Kosten: 40 bis 70 Euro pro Meter. Das spart bis zu 60 Prozent. Und: Die Arbeiten dauern oft nur 1-2 Tage. Du musst nicht ausziehen. Die Möbel bleiben an ihrem Platz.
Aber: Es funktioniert nur, wenn das Rohr noch intakt ist. Wenn es bereits Risse hat, durchgerostet ist oder sich verformt hat, ist die Innensanierung keine Option. Dann muss alles raus. Ein Fachmann prüft das mit einer TV-Kamera. Die kostet 200 bis 400 Euro, aber sie verhindert teure Fehlentscheidungen.
Es gibt auch die Rohr-in-Rohr-Methode: Ein neues Rohr wird neben dem alten verlegt, meist im Dachboden oder in der Kellerwand. Das ist günstiger als Volltausch, aber nicht immer möglich. Vor allem in Altbauten mit dicken Außenwänden ist es oft die einzige praktikable Lösung.
Welches Material ist heute das beste?
Heute wird fast ausschließlich Kunststoff verwendet. Vor allem PE-Xa. Das ist ein vernetztes Polyethylen, das flexibel, korrosionsfrei und sehr langlebig ist. Es lässt sich leicht verlegen, braucht keine Schweißnaht, ist widerstandsfähig gegen Temperaturschwankungen und verhindert Biofilme. Im Gegensatz zu Kupfer oder Stahl verändert es das Wasser nicht. Es ist auch recycelbar - einige Hersteller wie AquaGreen bieten mittlerweile PE-Xa mit 100 % Recyclinganteil an.Andere Materialien wie Kupfer oder Edelstahl kommen nur noch selten vor. Sie sind teurer, schwerer zu verarbeiten und bergen weiterhin das Risiko von Korrosion und Metallbelastung. Blei? Das ist in Deutschland seit 1973 verboten. Wenn du es noch hast - dann ist kein Zögern mehr erlaubt.
Warum warten viele zu lange?
Die größte Hürde ist die Angst vor den Kosten. Viele Hausbesitzer hoffen, dass das Problem von allein verschwindet. Oder sie vertrauen auf einen Handwerker, der nur ein paar Euro für eine „Kurzprüfung“ verlangt - und am Ende eine Rechnung von 8.000 Euro übergibt, weil er nicht vorher die Leitungen gesehen hat.Ein Bericht auf Yelp beschreibt es genau: Ein Handwerker veranschlagte 3.000 Euro. Am Ende waren es 8.200 Euro. Keine Rechnung, keine detaillierte Aufstellung. Das ist kein Einzelfall. Deshalb: Hol dir immer mehrere Angebote. Und frage nach der Methode, den Materialien und den Garantiezeiten. Ein seriöser Betrieb macht eine Kamerainspektion vorher - und gibt dir die Aufnahmen als Nachweis.
Und dann ist da noch die falsche Sicherheit: „Wir haben noch nie Probleme gehabt.“ Aber du hast auch noch nie ein Leck gehabt - bis jetzt. Wasserleitungen verschleißen langsam. Ein kleiner Tropfen im Keller, der nie bemerkt wird, kann nach zwei Jahren einen Schaden von 20.000 Euro verursachen. Und das ist nur der materielle Schaden. Der gesundheitliche Schaden durch Schwermetalle ist nicht messbar - aber real.
Was tun, wenn du unsicher bist?
1. Wasseranalyse machen - bei einem zertifizierten Labor. Nicht im Baumarkt.2. Kamerainspektion beauftragen - mindestens für die sichtbaren Teile im Keller oder in der Wand.
3. Alter des Hauses prüfen - wenn es vor 1973 gebaut wurde, ist Blei wahrscheinlich. Wenn es zwischen 1973 und 1995 gebaut wurde, sind Kupfer oder verzinkte Stahlrohre wahrscheinlich.
4. Professionelle Beratung einholen - nicht den ersten Handwerker, den du findest. Suche nach zertifizierten Sanierungsfirmen, die mit der Trinkwasserverordnung vertraut sind.
5. Finanzierung planen - nur 23 % der Hausbesitzer in Deutschland haben Rücklagen für solche Sanierungen. Wenn du nicht sparen kannst, frag nach Förderungen. Manche Kommunen zahlen bis zu 2.000 Euro Zuschuss für den Austausch von Bleirohren.
Was passiert, wenn du nichts tust?
Nichts zu tun ist keine Option. Es gibt drei mögliche Folgen:- Dein Wasser wird ungesund - mit Blei, Kupfer, Eisen und Bakterien.
- Deine Wände und Böden werden nass - durch undichte Leitungen, die du nicht siehst.
- Dein Haus verliert an Wert - Käufer verlangen einen Sanierungs-Abzug von 15.000 bis 30.000 Euro, wenn sie wissen, dass die Leitungen alt sind.
Es gibt keinen Grund, darauf zu warten, bis es schlimmer wird. Die Technik ist heute besser, die Kosten sind transparenter, die Alternativen vielfältiger. Die Frage ist nicht: „Soll ich es machen?“ Die Frage ist: „Wann fange ich an?“
Kann ich Wasserleitungen selbst erneuern?
Nein. Die Erneuerung von Trinkwasserleitungen ist in Deutschland nur von zertifizierten Fachbetrieben erlaubt. Das liegt an der Trinkwasserverordnung. Selbst wenn du handwerklich geschickt bist: Du darfst keine Leitungen anschließen, die mit dem öffentlichen Trinkwassernetz verbunden sind. Außerdem brauchst du eine Abnahme durch den Wasserversorger - und die akzeptiert nur Arbeiten von zugelassenen Installateuren. Versuche es nicht selbst - es ist illegal und gefährlich.
Wie lange hält eine Innensanierung?
Eine qualitativ gute Innensanierung mit Epoxidharz hält 10 bis 15 Jahre. In manchen Fällen auch länger - aber nur, wenn das alte Rohr strukturell intakt war. Wenn das Rohr schon brüchig war, hält die Innensanierung nur wenige Jahre. Deshalb ist die Kamerainspektion vorher so wichtig. Sie zeigt, ob die Methode überhaupt sinnvoll ist.
Ist eine Rohr-Innensanierung für alle Rohre geeignet?
Nein. Sie funktioniert nur bei geraden oder leicht gebogenen Rohren, die keine starken Verformungen oder Brüche haben. Bei 90-Grad-Kurven, stark verstopften Leitungen oder bei Rohren mit Rostlöchern ist sie nicht möglich. Auch bei extrem engen Rohren (unter 15 mm Durchmesser) lässt sich der Schlauch nicht einbringen. Der Handwerker prüft das mit der Kamera - und sagt dir vorher, ob es geht.
Welche Kosten fallen bei einer Gesamtrenovierung an?
Für ein Einfamilienhaus mit 80 bis 120 Metern Leitung liegen die Kosten zwischen 8.000 und 15.000 Euro. Das hängt von der Methode, dem Material, dem Zugang zu den Leitungen und der Hausstruktur ab. In Altbauten mit schwer zugänglichen Wänden oder Kellerdecken werden die Kosten höher. Die Rohr-Innensanierung kostet etwa 40 bis 70 Euro pro Meter - also zwischen 3.200 und 8.400 Euro für ein ganzes Haus.
Gibt es Förderungen für die Erneuerung von Wasserleitungen?
Ja, besonders für den Austausch von Bleirohren. Viele Kommunen in Niedersachsen, Hamburg und Bremen bieten Zuschüsse von 1.000 bis 2.000 Euro. Auch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert manchmal energieeffiziente Sanierungen - wenn du gleichzeitig die Heizungsanlage erneuerst. Frag bei deiner Stadtverwaltung oder beim Wasserversorger nach. Manche Programme sind nicht bekannt, aber verfügbar.
Jeff Helsen
Dez 8, 2025 AT 13:58Ich hab letztens nen Fleck an der Küchenwand gesehn und dacht ich mach mir keine Sorgen… bis das Wasser rot wurde 🤯 Kein Witz, hab gleich nen Test bestellt und 45 µg Blei drauf – direkt Termin beim Sanierer gemacht. Besser jetzt als später!