Stellen Sie sich vor: Sie drehen den Warmwasserhahn auf - und es fließt kalt. Nach drei, vier Sekunden kommt endlich warmes Wasser. Und das nicht nur einmal am Tag, sondern morgens, abends, nach der Dusche, beim Abwasch. Das ist kein Einzelfall. In vielen deutschen Haushalten mit alten Warmwasserspeichern passiert das täglich. Die Ursache? Wärmeverluste, stagnierendes Wasser und ein System, das rund um die Uhr Energie verbraucht, nur um ein paar Liter heiß zu halten. Die gute Nachricht: Es gibt eine bessere Lösung. Seit Jahren setzen moderne Heizungssysteme auf Frischwasserstationen - und das aus gutem Grund.
Warum alte Warmwasserspeicher immer teurer werden
Ein klassischer Warmwasserspeicher mit 120 oder 150 Litern Volumen klingt erstmal praktisch: Alles ist da, wenn man es braucht. Aber das ist nur die Oberfläche. Unter der Haube läuft etwas anderes ab: Das Wasser wird ständig auf 60°C gehalten, um Legionellen zu bekämpfen. Das kostet Energie. Und zwar viel. Laut Buderus spart eine moderne Frischwasserstation pro Haushalt jährlich 100 bis 150 kWh Strom. Das sind rund 20 bis 30 Euro pro Jahr, die direkt in Ihrer Stromrechnung erscheinen. Aber das ist nicht alles.Das Wasser im Speicher stagniert. Es wird nicht ständig erneuert. Und genau das ist das Problem. Selbst wenn das Wasser heiß ist, sammeln sich Bakterien, Kalk und Schwebstoffe. Eine Studie des Umweltbundesamts aus 2023 zeigt: In 12,3 Prozent der Haushalte mit Speicherlösungen wurden erhöhte Keimzahlen im Trinkwasser gemessen. Bei Frischwasserstationen? Nur 1,3 Prozent. Das ist kein Zufall. Denn hier wird kein Wasser vorgehalten. Es wird erst dann erwärmt, wenn Sie den Hahn aufdrehen. Kaltwasser aus der Leitung fließt durch einen Edelstahl-Wärmetauscher, wird aufgewärmt und direkt an die Dusche oder Spüle geliefert. Keine Stagnation. Kein Kalk. Keine Legionellen.
Wie eine Frischwasserstation wirklich funktioniert
Viele denken, eine Frischwasserstation ist ein kleiner Durchlauferhitzer. Das ist falsch. Sie ist ein intelligentes System, das mit Ihrem bestehenden Heizkreis arbeitet. Technisch besteht sie aus drei Teilen: einem Plattenwärmetauscher aus Edelstahl, einer extrem sparsamen Pumpe (manche verbrauchen nur 3 Watt im Standby) und einer elektronischen Regelung, die alles im Blick hat.Wenn Sie den Hahn öffnen, registriert ein Sensor, dass Wasser fließt - ab 1,5 Liter pro Minute. Sofort startet die Pumpe. Heizungswasser aus Ihrem Pufferspeicher (meist 55-65°C) fließt durch den Wärmetauscher. Es gibt seine Wärme an das kalte Trinkwasser ab, ohne dass sich die beiden Wasserströme mischen. Das Trinkwasser wird auf 38-45°C erwärmt - genau die Temperatur, die Sie einstellen. Das abgekühlte Heizwasser (nur 5-8°C kälter als vorher) fließt zurück in den Pufferspeicher. Keine Energieverschwendung. Kein unnötiges Aufheizen.
Die Regelung passt sich automatisch an. Wenn die Vorlauftemperatur des Heizkreises mal niedriger ist - etwa bei einer Wärmepumpe im Winter - erhöht die Station die Pumpenleistung, um die gewünschte Temperatur zu halten. Das funktioniert so präzise, dass Sie kaum einen Unterschied spüren. Der Unterschied ist nur, dass Sie jetzt sauberes, hygienisches Wasser haben - und Ihre Heizung nicht mehr unnötig arbeitet.
Speicher vs. Frischwasserstation: Der klare Vergleich
| Merkmale | Traditioneller Speicher | Frischwasserstation |
|---|---|---|
| Hygiene | Legionellen-Risiko, regelmäßige Erhitzung auf 60°C nötig | Kein Stagnationswasser - kein Legionellen-Risiko |
| Energieverbrauch | 100-150 kWh/Jahr Bereitschaftsverluste | Keine Bereitschaftsverluste - nur Verbrauch beim Nutzen |
| Platzbedarf | 60-120 Liter Volumen, oft in Keller oder Technikraum | 30 x 20 x 15 cm - passt hinter der Toilette oder unter der Waschmaschine |
| Wartung | Regelmäßige Entkalkung, Filterwechsel, Risiko von Lecks | Kein Kalk im System - kaum Wartung, nur Prüfung der Regelung |
| Spitzenlast | 120-150 Liter Puffer - mehrere Duschen hintereinander möglich | Bei gleichzeitiger Nutzung (z. B. Dusche + Küche) Temperaturschwankungen möglich |
| Heizquelle | Funktioniert mit fast jedem Kessel | Benötigt Pufferspeicher mit mindestens 45°C Vorlauftemperatur |
Die Zahlen sprechen für sich. Frischwasserstationen sind hygienisch überlegen, sparen Energie und brauchen kaum Platz. Aber sie haben eine Schwachstelle: Sie brauchen eine warme Wärmequelle. Wenn Ihr Pufferspeicher nicht mindestens 45°C hält, funktioniert die Station nicht. Das ist bei alten Öl- oder Gasheizungen oft der Fall. Bei modernen Wärmepumpen oder Solarthermie-Anlagen dagegen ist das kein Problem - oft sogar ein Vorteil.
Wann lohnt sich die Umstellung?
Wenn Sie gerade Ihre Heizung modernisieren - besonders mit einer Wärmepumpe - ist die Frischwasserstation die logische nächste Stufe. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) sagt klar: Sie ist die ideale Kombination. Warum? Weil die Wärmepumpe im Sommer kaum arbeitet, wenn Solarthermie das Warmwasser liefert. Die Frischwasserstation nutzt das Heizungswasser aus dem Pufferspeicher, ohne die Wärmepumpe extra anzuschalten. Das spart Strom - und das ist das teuerste, was Sie verbrauchen.Bei Neubauten ist sie heute schon Standard. 78 Prozent aller neuen Wärmepumpen-Installationen 2023 hatten eine Frischwasserstation. Das ist kein Zufall. Das ist Planung. Wer heute neu baut, baut mit Zukunft. Aber was ist mit der Nachrüstung?
Wenn Sie eine alte Heizung haben - etwa einen 20-jährigen Gas- oder Ölheizkessel - dann prüfen Sie zuerst: Kann Ihr System konstant 45-50°C Vorlauftemperatur liefern? Wenn nicht, müssen Sie entweder den Kessel tauschen oder auf einen Pufferspeicher mit elektrischer Zusatzheizung setzen. Das erhöht die Kosten. In solchen Fällen kann ein neuer Speicher mit integrierter Legionellenabschaltung (60°C-Wochenheizung) günstiger sein. Aber nur als Übergangslösung. Denn auch der neue Speicher verbraucht Energie und birgt Risiken.
Die wichtigsten Hersteller und Förderung
Der Markt für Frischwasserstationen wird von drei deutschen Unternehmen dominiert: Buderus (Bosch Thermotechnology), Viessmann und Wolf. Sie haben die Technik seit den 2000er-Jahren entwickelt. Aktuelle Modelle wie der Viessmann Vitotrans 353 oder die Buderus Logamatic Web 750 sind nicht nur effizient - sie sind auch vernetzt. Sie kommunizieren mit Ihrer Wärmepumpe, passen sich an Wetterdaten an und optimieren den Betrieb automatisch.Die Förderung ist ein großer Anreiz. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zahlt 15 Prozent der Kosten - 20 Prozent, wenn Sie einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) haben. Eine typische Frischwasserstation kostet zwischen 1.800 und 2.500 Euro. Mit Förderung bleiben 1.440 bis 2.000 Euro übrig. Dazu kommen die Energieeinsparungen: 8-12 Prozent weniger Energieverbrauch im Jahr. Die Amortisationszeit liegt bei 5-7 Jahren - je nach Verbrauch und Heizquelle.
Was Experten sagen - und was Nutzer wirklich erleben
Dr. Thomas Korn von der dena sagt: „Frischwasserstationen sind die ideale Lösung für moderne Heizsysteme.“ Und das spiegelt sich in der Praxis wider. Auf Heizung-forum.de berichten 82 Prozent der Nutzer von positiven Erfahrungen. Die häufigsten Lobpunkte: sauberes Wasser, weniger Stromverbrauch, Platzersparnis. Ein Nutzer schreibt: „Seit einem Jahr keine Probleme. Stromverbrauch um 7,8 Prozent gesunken.“Aber es gibt auch Kritik. Vor allem bei Mehrfamilienhäusern oder wenn zwei Duschen gleichzeitig laufen, kann die Temperatur kurz abfallen. Das ist kein Defekt - das ist eine technische Grenze. Speicherlösungen haben hier einen Vorteil: Sie speichern Wärme. Frischwasserstationen liefern sie nur, wenn sie da ist. Deshalb empfehlen Experten: Bei vier oder mehr Personen im Haushalt sollte der Pufferspeicher mindestens 300 Liter haben. Sonst wird es knapp.
Ein weiterer Punkt: Die Installation. Sie dauert 6-8 Stunden - etwas länger als ein Speichertausch. Aber: Danach gibt es fast keine Serviceeinsätze mehr. Heizungsinstallateur Hans Müller aus Berlin sagt: „Seit wir Frischwasserstationen einbauen, sind unsere Service-Einsätze um 35 Prozent zurückgegangen. Kein Kalk, kein Leck, kein Defekt.“
Was kommt als Nächstes?
Die Zukunft ist digital. Viessmann hat im Januar 2024 den Vitotrans 353 mit IoT-Anbindung vorgestellt. Die Station passt sich an Strompreise und Wetter vorher. BMWK plant, ab 2026 Frischwasserstationen in allen neuen Wärmepumpen-Installationen vorzuschreiben. Forscher an der TU München arbeiten an neuen Regelungen, die Temperaturschwankungen bei mehrfacher Nutzung um bis zu 25 Prozent reduzieren sollen.Und es gibt einen neuen Trend: dezentrale Stationen. Statt einer zentralen Einheit im Keller, gibt es jetzt kleine Stationen direkt an der Küche oder im Bad. Das ist besonders sinnvoll bei Sanierungen, wo es schwer ist, neue Leitungen zu legen. Der Marktanteil dieser Lösungen steigt jährlich um 18 Prozent.
Was bedeutet das für Sie? Wenn Sie jetzt modernisieren - und Ihre Heizung ist auf dem neuesten Stand - dann ist die Frischwasserstation die klügste Wahl. Sie spart Geld, schützt Ihre Gesundheit und macht Ihr Haus zukunftsfest. Wenn Sie eine alte Heizung haben und nicht umrüsten wollen, dann ist sie vielleicht nicht die erste Wahl. Aber: Wenn Sie in den nächsten fünf Jahren sowieso umrüsten, dann machen Sie es jetzt richtig. Denn die Zeiten der Speicherlösungen sind gezählt.
Kann ich eine Frischwasserstation nachrüsten, wenn ich eine alte Heizung habe?
Ja - aber nur, wenn Ihr Heizsystem eine konstante Vorlauftemperatur von mindestens 45°C liefern kann. Alte Öl- oder Gasheizkessel erreichen das oft nicht. Dann brauchen Sie entweder einen neuen Kessel, einen Pufferspeicher mit elektrischer Zusatzheizung oder eine Wärmepumpe. Ohne diese Voraussetzung funktioniert die Frischwasserstation nicht.
Ist eine Frischwasserstation teurer als ein neuer Speicher?
Die Anschaffungskosten sind ähnlich - zwischen 1.800 und 2.500 Euro. Aber die laufenden Kosten sind deutlich niedriger: Keine Bereitschaftsverluste, weniger Wartung, keine Entkalkung. Die Amortisation liegt bei 5-7 Jahren. Danach sparen Sie jedes Jahr Geld.
Wie lange hält eine Frischwasserstation?
Die Lebensdauer liegt bei 15-20 Jahren, oft länger. Der Edelstahl-Wärmetauscher ist extrem widerstandsfähig. Die Pumpe und die Elektronik sind die schwächsten Punkte - aber moderne Modelle haben eine Lebensdauer von mindestens 10 Jahren. Wartung ist fast nicht nötig - nur eine jährliche Prüfung der Regelung.
Brauche ich einen größeren Pufferspeicher, wenn ich eine Frischwasserstation einbaue?
Ja. Für einen Ein- oder Zweifamilienhaushalt mit 3-4 Personen wird ein Pufferspeicher von mindestens 300 Litern empfohlen. Ein kleinerer Speicher führt zu häufigen Abkühlungen und kann die Effizienz verringern. Bei Wärmepumpen ist ein größerer Speicher sogar ein Vorteil - er speichert überschüssige Wärme aus der Solaranlage.
Kann ich mit einer Frischwasserstation zwei Duschen gleichzeitig nutzen?
Es ist möglich, aber mit Einschränkungen. Bei gleichzeitiger Nutzung kann die Temperatur kurz abfallen, besonders wenn der Pufferspeicher nicht groß genug ist oder die Vorlauftemperatur niedrig ist. Lösung: Entweder den Speicher vergrößern oder die Duschen zeitlich versetzt nutzen. In Mehrfamilienhäusern mit hohem Bedarf bleibt ein Speicher oft die sicherere Wahl.
Wird die Frischwasserstation von der BAFA gefördert?
Ja. Die BAFA fördert den Einbau mit 15 Prozent der Kosten. Wenn Sie einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) haben, sind es sogar 20 Prozent. Das macht die Investition deutlich attraktiver - besonders wenn Sie gleichzeitig Ihre Heizung oder Solaranlage modernisieren.